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Julian Kapeller ist neuer Obdachlosenseelsorger

Julian Kapeller

Seit Herbst 2024 ist Julian Kapeller neuer Obdachlosenseelsorger.
 

Hier lesen Sie von der Wallfahrt:

"Der Bischof, die Obdachlosen und der fehlende Kuchen"
Ein Erfahrungsbericht des Linzer Obdachlosenseelsorgers
Eine Wallfahrt ist nicht nur eine Reise zu einem heiligen Ort, sie ist auch eine Reise der Glaubenserneuerung und Rückkehr zum Wesentlichen.
Klingt schon sehr pathetisch, ich weiß. Und doch trifft es eigentlich den Kern dieser Wallfahrt, welche etwas ganz Besonderes für mich war.
 
Als neuer Obdachlosenseelsorger von Linz habe ich seit September schon viele neue Gesichter und Einrichtungen kennengelernt. Eine Welt hat sich mir seither aufgetan, die nur zu oft parallel zum „gewöhnlichen“ Stadtleben existiert. Menschen in unserer direkten Mitte, im öffentlichen Raum, die an vielen, auch an mir, oft unsichtbar vorbeiziehen. Mit einigen von ihnen durfte ich auf Einladung der Caritas und der Pfarre Bad Ischl zu eben dieser pilgern. Ich wusste nicht so recht, was mich da erwarten würde - unterwegs mit den „Obdachlosen“. Wer diese Menschen sind, lässt sich nicht einfach in einem Wort charakterisieren. „Obdachlos“ beschreibt viel mehr ihre aktuelle Situation, als dass es uns auch nur irgendetwas über den jeweiligen Menschen sagt (und eigentlich ist sogar die Situationsbeschreibung nicht für alle wirklich passend).
 
Wir treffen uns frühmorgens am Hauptbahnhof. Gerade in der Früh brauche ich oft etwas länger, bis ich mich wirklich auf eine Konversation einlassen kann. Nicht aber an diesem Morgen. Denn als ich mich der kleinen Gruppe nähere, begrüßen mich sofort viele freundliche Gesichter und ausgestreckte Hände. Die Gespräche reißen nicht ab, während sich immer mehr Menschen zu uns gesellen. Ganz unspektakulär schließt sich auch unser Bischof Manfred an. Ein Teilnehmer hat ihn sofort erkannt und auch ihn herzlich in Empfang genommen. Beim Jausenpakete-Austeilen fällt mir besonders auf, wie heterogen unsere Gruppe ist. Alter, Kleidungsstil, Habitus,… - nichts, das einen wirklich als Gruppe erscheinen lässt, und doch gehören wir zusammen. Schwer zu sagen, ob es diese Ambivalenz ist, die auch andere auf uns aufmerksam macht, oder ob es etwas anderes ist. Klar, wir sind vielleicht manchmal etwas laut, sehr bunt und - vermutlich kann man auch sagen - leicht schräg. Ein chaotischer, gut gelaunter, ca. 35-köpfiger Haufen eben. Aber das trifft wohl auf jede Gruppe zu, wenn man voller Vorfreude einen Ausflug beginnt.
 
Mein Sitznachbar im Zug ist eine sehr spannende Persönlichkeit, ein ruhiger, großgewachsener Mann. Wir reden erst über das Reisen und seine längeren Aufenthalte in Indien und Honduras sowie seine Auslandseinsätze als Elektriker bei den Ärzten ohne Grenzen, vertiefen uns aber dann immer weiter in Glaubensthemen. Wie kann man die Bibel verstehen? Widersprechen sich Naturwissenschaft und Religion? Hat Gott einen Plan für uns alle?
 
Die zwei Stunden Fahrt vergehen wie im Flug. In Bad Ischl angekommen, machen wir uns auf den Weg in die Kirche. Ich fühle mich dabei wie vor 2 Jahren, als ich Religionslehrer im Gymnasium war. Während die einen mich als Fotografen für ihr Shooting vor einer Löwenstatue wollten, gab es bei anderen eine kleine Meinungsverschiedenheit, welche nach einem Schiedsrichter verlangte, und wieder andere wollten unbedingt ihre Erlebnisse mit mir teilen, welche sie vor Jahren hier gemacht hatten.
Die aufgedrehte Klassenfahrtstimmung besinnt sich, als wir die Kirche betreten. Ein Moment, der mir das Herz aufgehen lässt. Kaiser und Könige, Pilger, Gläubige und Kulturinteressierte aus aller Welt besuchen seit Jahrhunderten das Gotteshaus im Herzen des Salzkammerguts. Und heute reihen wir uns ein, mit derselben Berechtigung wie alle anderen. Genau das finde ich an barocken Kirchen so berührend. Das Schönste und Beste, was Architektur zu bieten hat, frei zugänglich für alle, um ins Staunen zu kommen und miteinander zu feiern.
 
Bischof Manfred führt uns sehr geerdet durch die Feier, während Johannes, ein inspirierender Theologe in selbstgewählter Obdachlosigkeit, uns musikalisch begleitet. Bei den freien Fürbitten kommen viele nach vorne, um ihre Bitte oder ihren Dank mit uns und Gott zu teilen. Ein erstes kleines Highlight ist am Ende der Einzelsegen vom Bischof, dem sehr engagierten Diakon Alexander Niederwimmer und Franz Peter Handlechner. Alle, die wollen, lassen sich von ihnen die Hand auflegen, um sich Gutes sagen zu lassen.
 
Das nächste Highlight gibt’s im Anschluss im Pfarrsaal - ein Festmahl, zubereitet von der beheimateten Pfarrgemeinde. Großes Danke nochmals für den Empfang und die fantastische Bewirtung. Ich möchte an dieser Stelle auch dem kürzlich verstorbenen Christian Öhler danken. Ich kannte ihn zwar nicht, und doch hat er mich inspiriert durch die vielen Erzählungen über ihn und das Anstoßen dieser Wallfahrt.
 
Für den letzten Programmpunkt teilen wir uns in zwei Gruppen. Während die einen die neugeweihte Orgel ansahen, besuchten die anderen das Sudhaus, eine zentrale Kunstausstellung der Kulturhauptstadt. Mit unterschiedlichen Facetten und Zugängen werden die Themen Salz und Wasser in Form von Objekten, Skulpturen, Installationen, Film-, Foto- und Klangarbeiten präsentiert. Gemeinsam tauschen wir uns über einzelne Werke aus und machen Fotos. Bei dieser Gelegenheit zieht ein Teilnehmer voller Stolz den Bischof an der Schulter zu sich, um ein gemeinsames Foto zu machen. „Unser Bischof reist mit uns jedes Jahr an einen besonderen Ort“, sagt er dabei sinngemäß.
 
Zum Abschluss gehen wir noch auf einen Kaffee direkt ums Eck. Allerdings ist das kein Kaffeehaus, sondern mehr eine Bar, weshalb es nur Verlängerten gibt. Auch Mehlspeisen sucht man vergebens auf der Karte. Dies führt bei einem Teilnehmer zu großem Unmut. „Zu einer Tasse Kaffee gehört nun mal ein Kuchen“, lässt er uns fast schon in theatralischer Weise wissen. Wo er Recht hat, hat er Recht. Und doch war die Szene wie aus einem Kabarett. Wir lachten alle herzlich. Selbst am Nachbartisch konnte man sich darüber amüsieren. Die drei Frauen nebenan hatten die Situation miterlebt und sich als Helferinnen in der „Not“ angeboten. Mit einer ganzen Auswahl an süßen und pikanten Köstlichkeiten kommen sie einige Minuten später zurück. Unsere Freude und der Genuss sind groß.
 
Und genau da ist es, das Wesentliche. Unaufgeregt und unscheinbar war es die ganze Zeit da, aber es wird mir in diesem Moment so richtig bewusst: die Erfahrung von Gemeinschaft und Freude; aufmerksame Menschen, die sich der Bedürfnisse anderer annehmen. So wird aus Fremden eine Gemeinschaft. Genau das durchzieht den ganzen Tag. Beim Dialog im Zug, beim Feiern in der Kirche, beim gemeinsamen Essen im Pfarrheim, beim Staunen im Museum und schlussendlich beim Lachen im „Kaffee“.
 
Eine Gruppe von Menschen, die sich für einen Tag auf den Weg gemacht hat, um zusammen zu feiern, gemeinsam Gott zu danken und mit ihm ihre Sorgen zu teilen. Durch Solidarität entsteht Verbindung. Durch Kunst entsteht Vertiefung. Es war eine Wallfahrt, in der unterschiedlichste Menschen gemeinsam an einen Tisch kommen, um sich zu nähren – sowohl Köper als auch Geist und Seele. Nachhaltig bestärkt diese Erfahrung meinen Glauben an Gott, der Mensch wurde und uns genau dazu anstiften möchte.
 
Julian Kapeller
Obdachlosenseelsorger im Dekanat Linz-Mitte

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